VERMIKO – Ausbildung zum Vertrauenscoach

Gemeinsam mit der RWTH-Aachen entstanden Wege zur Verbesserung des wechselseitigen Vertrauens in Geschäftskooperationen

Projekthintergrund:

Projektinfo

Wechselseitiges Vertrauen kann die Opportunitätskosten in Geschäftskooperationen reduzieren und das Klima erheblich verbessern. Auf der anderen Seite kann zu großes Vertrauen zu einem erheblichen Risiko führen.

In dem Projekt mit dem Institut für Arbeitswissenschaft der RWTH-Aachen (Fr. Prof. Mütze-Niewöhner) beschäftigten wir uns mit den Fragestellungen:

  • Wie entsteht Vertrauen und wodurch wird es beeinflusst?
  • Wodurch wird Vertrauen zwischen Geschäftspartnern zerstört?
  • Was können Geschäftspartner tun, damit wechselseitiges Vertrauen entsteht und aufrechterhalten wird?

Arbeitspakete im Projekt:

  1. Entwicklung des VERON-Fragebogens zur Zusammenarbeit in Innovationskooperationen
  2. Testung des Fragebogens
  3. Entwicklung einer Qualifizierungskonzepts zum „Vertrauenscoach“
  4. Durchführung der Schulungen bei einem Ingenieurbüro aus der Baubranche (40 Teilnehmer)

Der Fragebogen:

Umfrage

Die Befragung führten wir bei Mitarbeitern aus unterschiedlichen Unternehmen aus unserem Kundenstamm durch. Insgesamt nahmen 45 Mitarbeiter teil, die zum größten Teil aus Unternehmen mit mehr als 1000 Mitarbeitern stammten.


Die wichtigsten Ergebnisse:

  • Maßnahmen zur Vertrauensbildung sind vor allem in der Startphase besonders wichtig
  • Schon geringer Vertrauensverlust führt zu großen Problemen in der Projektabwicklung
  • Maßnahmen zur Vertrauensbildung müssen in das Qualitätsmanagement mit eingebaut werden

Das Qualifizierungskonzept:

Qualifizierung

Zur Entwicklung der Lernziele und Inhalte befragten wir zuerst 4 Projektleiter mit dem halbstandardisierten VERmiko-Interview-Leitfaden (VERIL) in einer ersten Analyse.

Dies bildete die Grundlage für die Entwicklung eines standardisierten Fragebogens VERmiko Assessment (VERAS) mit dem u.a. Erfahrungen aus positiv und negativ verlaufenen Kooperation abgefragt wurden. Weitere Fragekomplexe beziehen sich auf das Auftreten von Vertrauensbrüchen und die Möglichkeit des Wiederaufbaus von Vertrauen. Mit diesem Fragebogen wurden 83 Personen befragt.


Wichtige Ergebnisse:

  • Neuartige Projekte und komplexe Herausforderungen erfordern ein hohes Ausmaß an Offenheit und Vertrauen
  • Vertrauen muss immer wieder neu in der Zusammenarbeit verankert werden
  • Erste Vertrauensbildung erfolgt in der Baubranche sehr häufig über das Einholen von Referenzen
  • Für den Aufbau von Vertrauen werden folgende Merkmale als besonders wichtig erachtet:
    • Offenheit, Ehrlichkeit, Zuverlässigkeit
    • Authentisches Auftreten
    • Kompetenz und Klarheit in den Aussagen
    • Klares Rollenverständnis
    • Offene Problemkommunikation
  • Wechsel in Projektteams führt häufig zu Vertrauensverlust

Das Qualifizierungskonzept selbst bestand aus mehrere Bausteinen:

Vertrauen

Im Präsenzseminar wurden folgende Themen bearbeitet:

Entstehung von Vertauen
  • Hintergrund und Erkenntnisse zu Vertrauen
  • Vertrauen und Risiko
  • Erlebniseinheit: Vertrauensvolle Kooperation in einer Abwandlung des Gefangenendilemmas
  • Vertrauen als Gefühl oder bewusste Entscheidung
  • Intuitives Vertrauen: Wodurch das menschliche Vertrauensempfinden beeinflusst wird
  • Situative Bedingungen zur Vertrauensförderung
  • Wie Vertrauen entsteht: Die implizite Vertrauenstheorie und wie die Erkenntnisse in der Praxis verwendet werden können
  • Vertrauensbildung und Situationswahrnehmung: Verhaltensoptionen beim ersten Eindruck
  • Einfluss des Projektleiters auf das Vertrauensklima: die sich selbst verstärkende Vertrauensbeziehung
  • Das richtige Ausmaß an Vertrauen (Vertrauen ist gut! Ist Kontrolle besser?)
  • Bewertung von Vertrauen und Risiko
  • Gestaltung der zentralen Wirkfaktoren Kommunikation, Partizipation und Transparenz in Projekten
  • Kommunikationsgestaltung
  • Vertrauensgestaltung im Konflikt

Theoretische Grundlage des Qualifizierungskonzeptes: Das Modell der differentiellen Vertrauenstheorie:

Vertrauenstheorie

Evaluation des Qualifizierungskonzepts:

Neben den üblichen Seminarbefragungen („Happy Sheets“) wurden mit den Teilnehmern Interviews direkt nach der Qualifizierungsmaßnahme und nach einigen Monaten in der Praxis durchgeführt.

Ob sich das Wissen (2. Evaluationsebene Lernen) nach den Seminaren verbesserte, wurde von dem IAS durch einen Test im WBT und durch ein Planspiel überprüft.

Die Verbesserung im Verhalten (3. Evaluationsebene Verhalten) wurde durch Fragebogen mit Skalen zu Vertrauen, Kommunikation und Arbeit im Team in Kooperationsprojekten der Bauwirtschaft durchgeführt.

Die Ergebnisse zur 4. Evaluationsebene (Zu welchen Ergebnissen führt die Qualifizierungsmaßnahme in der Praxis) liegen noch nicht vor.

Ergebnisse der Evaluation:

  • Die Fragebogenergebnisse zeigten eine deutliche Verbesserung des vertrauensbildenden Verhaltens bei den Teilnehmern, die an der Qualifizierungsmaßnahme teilgenommen hatten
  • Das Praxisseminar wurde zusammenfassend als sehr sinnvoll für die betriebliche Praxis, die Durchführung als strukturiert und abwechslungsreich beschrieben.
  • Nach Durchlauf des Qualifizierungskonzeptes waren den Teilnehmern die wichtigsten Aspekte des Vertrauenskonzeptes bekannt

Pbublikationen zum Projekt:

Röwenstrunk, M.; Mütze-Niewöhner, S.; Wohlfahrt, L.; Sturm, F.: Vertrauensprozesse implementieren - Erfahrungen aus projektorientierten Organisationen, In: Innovationsfähigkeit durch Vetrauensgestaltung?, Peter Lang, Hrsg.: Becke, G.; Funken, C.; Klinke, S.; Scholl, W.; Schweer, M., Frankfurt am Main 2013, ISBN 978-3-631-63366-3, S. 69-85

Lachner, R.; Röwenstrunk, M.; Sturm, F.; Schlick, Christopher: Vertrauen messen und fördern - Instrumente zur Entwicklung von Vertrauen in Innovationskooperationen, In: Innovationsfähigkeit durch Vetrauensgestaltung?, Peter Lang, Hrsg.: Becke, G.; Funken, C.; Klinke, S.; Scholl, W.; Schweer, M., Frankfurt am Main 2013, ISSN 978-3-631-63366-3, S. 231-248

Röwenstrunk, M.; Mütze-Niewöhner, S.: Vertrauen in Innovationsprojekten fördern, In: IAW SPECTRUM, Hrsg.: Schlick, C.; Institut für Arbeitswissenschaft (IAW) der RWTH Aachen, Aachen, 7 (2012) 1, ISSN 2193-7222, S. 4-6